Beim dritten Treffen der AusbildungsPatenProjekte am 3.5.07 im Jugend- und Werkhof Wessels in Herten waren insgesamt 14 Projekte vertreten. Entschuldigt hatten sich die Projekte aus Düren, St. Augustin, Jülich, Solingen, vom Erzbistum Köln, Wuppertal und Rheda-Wiedenbrück. Beim Diakonischen Werk Dortmund gab es einen Wechsel in der Zuständigkeit, worüber uns noch keine neuen Informationen vorliegen.

Der Vormittag diente einer intensiven Austauschrunde mit dem Schwerpunkt "Finanzierung" und "Basisstrukturen". Die wichtigsten Stichworte sind im Folgenden zusammengefasst:

  • Herten - Hof Wessels: am Hof Wessels soll im Zusammenhang des Projektes "Alt und Jung im Handwerk" der TU Berlin ein Praxis-Referenz Projekt mit Patenschaften für Jugendliche in Maßnahmen am Hof Wessels aufgebaut werden. Bisher gab es trotz guter Presse darüber noch keine Interessenten an einer AusbildungsPatenschaft. Erfolgversprechender scheint die direkte Ansprache möglicher AusbildungsPaten über die Bürgerstiftung Herten zu sein. Eine Kooperation mit dem AusbildungsPatenProjekt im Kreis Recklinghausen ist vorgesehen.
  • Gelsenkirchen: Träger ist das DGB Bildungswerk NRW in Zusammenarbeit mit dem Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen. Die Finanzierung (ESF Mittel über das MAGS) ist nur bis Ende 2007 gesichert. Bisher wurden fünf Patenschaften vermittelt. 9 potentielle Paten befinden sich zur Zeit in einer Qualifizierungsreihe. Es gibt kein eigenes Büro, wohl einen Flyer und eine Internetseite. Die "Notrufnummer" ist aber eine private Handynummer.
  • Mülheim: Träger ist die als e.V. organisierte Freiwilligenagentur. Nach den Sommerferien soll ein Patenprojekt starten. Personelle Kapazitäten gibt es dafür noch nicht. Die Finanzierung ist noch nicht geklärt. Es gibt aber schon vier Interessenten. Bisher gibt es ein Projekt, bei dem ca. 30 Personen nachmittags an Hauptschulen zusätzlichen Unterricht anbieten (gefördert vom Bundesfamilienministerium.)
  • Oberhausen: Das Patenprojekt ist eine Gemeinschaftsinitiative der Stadt Oberhausen, der Agentur für Arbeit und der Transferstelle des Landes NRW Unternehmen#Schule. Bisher wurden 14 Patenschaften vermittelt. Die nächste Vermittlungsrunde ist in Vorbereitung. Es gibt eine feste Stelle, Räume und Materialien bei der Stadt Oberhausen. Der Oberbürgermeister hat die Schirmherrschaft übernommen.
  • Bochum: Träger ist Kirina (Kirchliche Initiative für Arbeit in der ev. Kirchengemeinde Bochum-Werne). Es gibt bisher 17 Paten, die sich alle aufgrund von Presseartikeln gefunden wurden. Das Projekt wird mit "Restkapazitäten" aus anderen Projekten umgesetzt... Die Räumlichkeiten von Kirina können für das Patenprojekt mit genutzt werden.
  • Köln - Ceno (Centrum für nachberufliche Orientierung): Ceno ist ein Seniorenbüro in Köln und richtet sich an die Zielgruppe 50+. Es gibt eine hauptamtliche Geschäftsführerin. Seit 2003 gibt es ein Patenprojekt mit jährlich 15 neuen Patenschaften. Insgesamt sind bisher 75 Patenschaften vermittelt worden, von denen ca. 45 aktiv laufen.
    Treffen der AusbildungspatenschaftenDie Patenschaften werden an drei Schulen angeboten. Die Jugendlichen müssen sich um eine AusbildungsPatenschaft bewerben. In diesem Jahr gab es 57 solcher Bewerbungen. Dennoch legt CENO viel Wert darauf, die Zahl auf 15 Patenschaften zu begrenzen, um eine gleichbleibende Qualität halten zu können.
    Es gibt umfangreiche Qualifizierungen der Paten (50 Std.) und bei Bedarf kostenlose Supervision. Eine Aufwandserstattung ist nicht vorgesehen. Die AusbildungsPatenschaften dauern durchschnittlich 2 - 3 Jahre. Die Finanzierung erfolgt über Spenden und Sponsoring. Pro AusbildungsPatenschaft werden ca. 1000 € / Jahr kalkuliert, so dass jährlich etwa 15.000 € für das Projekt benötigt werden. Diese Kosten verteilen sich überwiegend auf den Personalaufwand für Werbung, Vermittlung, Ausbildung und Begleitung der Paten durch die hauptamtliche Projektleitung.
  • Rheine: Die Stabsstelle Bürgerengagement, die seit Okt. 2005 existiert, möchte nach den Sommerferien ein AusbildungsPatenProjekt starten. Es gibt erste Interessenten. Ein Qualifizierungsangebot ist in der Vorbereitung. Sämtlich Projekte sich spendenfinanziert, weil es neben der Personalstelle keinen eigenen Etat gibt.
  • Kreis Borken: Das AusbildungsPatenProjekt im Kreis Borken wird vom KAB Bezirksverband getragen. Seit dem Start Ende 2005 gibt es bisher 25 Interessenten an einer AusbildungsPatenschaft (fast ausschliesslich über Pressearbeit). 19 Patenschaften sind bisher vermittelt worden. Der Landrat konnte als Schirmherr gewonnen werden. Die Projektkoordination erfolgt neben dem Tagesgeschäft des Bezirkssekretärs. Kosten werden aus dem laufenden Haushalt mitgetragen. Die aktuelle Qualifizierungsmaßnahme wird um den Preis eines unglaublichen Verwaltungsaufwandes mit ESF Mitteln gefördert. Es gibt aber auch die Ankündigung eines Zuschusses durch die Sparkassenstiftung. Im Flächenkreis Borken gibt es deutliche Unterschiede im Bereich der Problemlagen der Jugendlichen sowie auf dem Ausbildungsstellenmarkt zwischen ländlicheren Regionen und den größeren Städten.
  • Wuppertal: Die Kath. Fachstelle für Jugendpastoral in Wuppertal hat nach relativ erfolglosen Versuchen, ein AusbildungsPatenmodell über Pfarrgemeinden zu initiieren inzwischen Erfolge in Kooperation mit der Gemeindecaritas. Zur Zeit sind zehn AusbildungsPaten in einer Qualifizierungsmaßnahme. Es gibt keine eigene Projektfinanzierung. Die Nutzung kirchlicher Räumlichkeiten ist kostenlos möglich. Für Materialien und Honorare konnten in geringem Umfang Spenden aquiriert werden. Die Koordination erfolgt mit geringfügigen Stellenanteilen von Mitarbeitern der Fachstelle für Jugendpastoral und der Gemeindepastoral.Es gibt Kontakte zum Wuppertaler PatenProjekt. Im Erzbistum Köln gibt es weitere Akteure bzw. Fachstellen, die ebenfalls dabei sind, PatenProjekte zu initiieren.
  • Düsseldorf: Träger ist die Initiative Zukunft, die u.a. Spendengelder Spendengelder in großen Unternehmen einsammelt und an kleinere Unternehmen weitergibt (initiert vom damaligen Ministerpräsidenten Clement). Bis Ende 2007 ist auch ein Mentorenprojekt gesichert, das in Kooperation mit der RAA umgesetzt wird und seit Oktober 2006 läuft. Es gibt an 9 Schulen (Hauptschulen, Realschulen und Berufskollegs) 22 Mentoren und bisher 37 vermittelte Patenschaften. Alle zwei Monate finden Austauschtreffen statt. Ein regelmässiges Feddback von Schulleitern und Mentoren wird eingefordert. Es gibt eine Vernetzung mit der kath. Fachstelle für Jugendpastoral Düsseldorf. Es gibt "strategische" Partner, wie z.B. die BEK, die z.B. auch die Mentorentreffen ausrichtet und eine Kooperation mit der Senioren Union. Auslagen für Reisekosten können erstattet werden. Es gibt Versicherungsschutz für die Paten. Allerdings ist die halbe Stelle der Projektkoordinatorin noch nicht finanziert. Ein Büro steht bei der Initiative Zukunft zur Verfügung.
  • Dortmund: Das Patenprojekt der Stadtteilschule Dortmund, finanziert über das BMBF im Rahmen der Lernenden Region LernDo wird Ende Mai auslaufen, weil dann die Fianzierung endet. Es ist nicht geklärt, wie die 6 noch aktiven Mentoren (9 Patenschaften) weiter begleitet werden können. Im Projekt konnten viele wichtige Erfahrungen gesammelt werden, die auch noch abfragbar sind. Ein vor ca. zwei Jahren erstelles Handbuch wird zur Zeit noch einmal überarbeitet. Zielgruppen des Projektes waren z.B. Seniorenbeirat und SeniorenUni. Den Patenschaften lag ein Patenvertrag zu Grunde, Zugänge zu Schulen liefen in der Regel nur dann reibungslos, wenn das Thema Patenschaften zur "Chefsache" erklärt wurde. Versicherungen und Aufwanderstattungen gab es nicht. Die Notrufnummer ist/war ein privates Handy... In Dortmund gab/gibt es weitere AusbildungsPatenProjekte, die z.T. nicht weiter verfolgt wurden (JobClub Büro), oder zu denen bisher kein Kontakt aufgebaut werden konnte (Projekt des Jugendamtes).
  • Euskirchen: Seit vier Jahren in Trägerschaft der AWO mit zwei Viertel-Stellen. Die ersten drei Jahre gab es eine Faninzierung durch das dt. Hilfswerk (Fernsehlotterie), danach ESF und ARGE. Die Finanzierung läuft Ende 2007 aus. Dennoch gibt es Überlegungen, die Kooperation mit der ARGE nicht fortzusetzen, weil Patenschaften über eine Zuweisung nicht funktionieren. Die ESF Finanzierung erfordert einen unverhältnismässig hohen Aufwand. Es gibt z.Z. 16 Mentoren und 60 vermittelte Patenschaften.
  • Essen: Im Essener Patenprojekt, das als e.V. organisiert und vollständig ehrenamtlich koordiniert wird, gibt es zur Zeit 102 aktive AusbildungsPatenschaften. Weitere Vermittlungen stehen an. Essen ist das älteste uns bekannte Projekt und als einziges Projekt nicht von Fördermitteln abhängig. Es gibt allerdings auch regelmässige Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge, auch von institutionellen Mitgliedern und Spendeneinnahmen. Der Internetauftritt wurde ebenfalls gesponsort.
  • Recklinghausen: Im Kreis Recklinghausen wird das Projekt bisher vom Referat Kirche und Arbeitswelt des BGV Münster koordiniert. Nach den Sommerferien soll ein e.V. gegründet werden, um dass Projekt auch längerfristig abzusichern. Im Moment gibt es ca. 100 aktive Patenschaften. Weitere Vermittlungen sind in der Vorbereitung. Die Finanzierung erfolgte bisher durch Ressourcen (Räume, Personal, Telefon, Porto) des BGV und für Aufwanderstattungen, Versicherungen, Qualifizierung der Paten etc. durch div. Spenden und Fördermittel der Krupp Stiftung. Zur Zeit wird an einer Schule in Recklinghausen Süd mit LOS Mitteln (Lokales Kapital für soziale Zwecke) mit einer Schülergruppe ein Film über den Übergang Schule Beruf und über AusbildungsPatenschaften gedreht.
Neben den Koordinatoren dieser Projekte nahmen eine Vertreterin der IHK Essen (Regionalagentur Essen, Mülheim, Oberhausen) und ein Vertreter des Nexus Instituts der TU Berlin (Projekt Alt und Jung im Handwerk) am Gespräch teil.

Aus der Runde wurden folgende wichtige Stichpunkte zusammengetragen:

  • Spannungsverhältnis zwischen Qualität und Quantität
  • Notwendigkeit fachlicher, professineller Begleitung der ehrenamtlichen Tätigkeit der AusbildungsPaten
  • Erreichbarkeit (Notruf-Telefonnummer)
  • AusbildungsPatenschaften sind ein individuelles Angebot (Eins zu Eins)
  • allein wegen der durchschnittlichen Dauer von AusbildungsPatenschaften ist eine dauerhafte finanzielle Absicherung erforderlich - Nachhaltigkeit
  • Generations- (und sozialschranken) übergreifend - (spannende) Berufsbiographien
  • die Projekte funktionieren nicht per Appell, sondern müssen regional/ lokal verankert sein
  • Erfolg von AusbildungsPatenschaften ist schwer (nur qualitativ) meßbar
  • trotz unterschiedlicher Hauptzielrichtung (zum Teil steht die Zielgruppe ältere Menschen im Mittelpunkt, zum Teil geht es vorrangig um die Problematiken der Ausbildungsplatzsuche und drohender Ausbildungsabbrüche) ist die Grundidee der Projekte gleich

Die gemeinsam zusammen getragenen Punkte wurden am Nachmittag mit Frau Elke Käufer vom MGFFI diskutiert. Nach übereinstimmender Einschätzung sind das MAGS und das Schulministerium (zur Zeit) weniger am Thema AusbildungsPatenschaften interessiert. Frau Käufer hatte sich jedoch schon bezüglich des letzten Treffens bei uns gemeldet.
Das Gespräch mit Frau Käufer zeichnete sich durch viel Interesse ihrerseits und eine hohe Konstruktivität aus, auch wenn sie wenige Hoffnung auf neue Fördermöglichkeiten machen konnte. Denkbar wären jedoch eine (auch kurzfristige) Förderung flächendeckend nutzbare Module, z.B. im Bereich Evaluation oder Werbung. Das nächste Treffen der AusbildungsPatenProjekte im Herbst wäre im Ministerium denkbar, auf Wunsch auch mit einem speziellen (wissenschaftlichen) Impuls. Zur weiteren Abstimmung nimmt Frau Käufer Kontakt mit Martin Merkens auf.

Angeregt wurde auch die eventuelle (offizielle) Einrichtung einer "Konferenz der AusbildungsPatenProjekte" für einen noch nicht bestimmten Zeitraum durch das Ministerium.

04.05.07 Martin Merkens


Download:   3. Treffen von AusbildungsPatenProjekten am 3.5.07 in Herten [PDF]