am 7.6.2007 in der Europäischen Akademie Berlin


Sehr geehrte Mitglieder des Generationenkollegs,

haben Sie herzlichen Dank für die Teilnahme an der Auftaktveranstaltung des Generationenkollegs in Berlin. Wir hoffen, Sie sind mit vielen Anregungen und Ideen nach Hause gefahren. Wir haben uns sehr über die Referate, die vielfältigen Redebeiträge der Kollegratsmitglieder und Gäste und über die durchaus kritische und kontroverse Diskussion zum Ende der Tagung gefreut. Bitte lassen Sie uns doch Ihre noch offenen Fragen und weiteren Anmerkungen wissen (per E-Mail oder Post). Welche Aspekte der "Ausbildungspatenschaft" sind Ihnen besonders wichtig? Was ist in der Runde und in der Vorbereitung noch zu wenig berücksichtigt worden? Viele Überlegungen verdichten sich ja erst im Nachgang an solche Veranstaltungen zu Aussagen und Meinungen, die wir sehr gerne aufnehmen und im weiteren Projektverlauf berücksichtigen möchten. Vielleicht haben Sie auch Hinweise zur inhaltlichen und formalen Gestaltung der kommenden Tagungen, die wir gerne einbeziehen.
Im Folgenden haben wir wichtige Ergebnisse der Diskussion zusammengestellt. Die Punkte sollen Ihnen als Erinnerung für eine kurze Rückmeldung zur Tagung dienen. Ein detailliertes Protokoll wird es dann auf der angekündigten Homepage des Projektes geben. Zum Tagungsthema selbst wird ein ausführlicher Bericht zu vorliegenden Modellen und Erfahrungen für den Teilnehmerkreis von uns erstellt.

D. Görlitz

Diskussionspunkte auf der Tagung:

  • Die Rolle von Ausbildungspaten und -patinnen wird durchaus kontrovers gesehen. Problematisch könnte beispielsweise die fehlende Akzeptanz von Ausbildungspaten, -patinnen durch Ausbildungsbetriebe, aber auch durch die potentiellen "Patenkinder" selbst sein. Befürchtet wird ein "Wasserkopf", der mehr Arbeit macht als Nutzen bringt, sowie eine Bevormundung von außen im Hinblick auf betriebliche Ausbildungsangelegenheiten. Nur ein System, das die notwendige Anerkennung und Unterstützung auf allen Seiten erfährt, ist auch ein Modell, das Chancen auf Verallgemeinerbarkeit hat.
  • Das Projekt bietet auf der anderen Seite die Chance, in seinem auf die Ausbildungspaten bezogenen Teil derartige Instrumente zu erproben, weiter zu entwickeln und bekannt zu machen. Das Instrument "Patenschaft" selbst wird dabei nicht in Frage gestellt, sondern als durch das Projekt vorgegeben angesehen, da von der Stiftung auf der Basis des Förderantrags verpflichtend vorgegeben. Erst derartige Projekte bieten einen Rahmen, um die Umsetzbarkeit und den vielfältigen gesellschaftlichen Nutzen von Ausbildungspatenschaften aufzuzeigen und weiter zu entwickeln. Sehr wohl sollte aber thematisiert werden, ob Patensysteme mit welchen ihrer Kernelemente ein leistungsfähiges Instrument sein können, welche Anwendungsfelder als geeignet erscheinen und in welche Richtung sich derartige Programme ausbauen lassen. Hier gilt es auch, die kommenden Erfahrungen im Projekt und am Hof Wessels abzuwarten.
  • Berücksichtigt werden sollte, dass Ausbildungspatenschaften auf Freiwilligkeit basieren, mehrfachen Nutzen besitzen und für mehrere Anwendungsfelder in Frage kommen. So z.B.

    • zur Unterstützung für eine ganz bestimmte Klientel von Jugendlichen mit besonderem Förderungsbedarf (stabilisierende Funktion von Patenschaften),
    • zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Generationen,
    • zur Verbesserung der Kohärenz zwischen den Generationen,
    • zur Förderung des Wissens- und Erfahrungstransfers - und zwar in beide Richtungen: von alt zu jung und von jung zu alt,
    • zum Erhalt von handwerklichen Wissensbeständen,
    • zur Verbesserung der betrieblichen Ausbildung,
    • zur Stärkung der Integration und Partizipation von älteren Menschen in gesellschaftliche Belange, verbunden mit positiven Effekten für das gesellschaftliche Altenbild,
    • zur Stabilisierung von Lehr- und Ausbildungsgängen und Minderung der Abbruchquote.
  • Der Gewinn und Nutzen von Patenschaften ist also äußerst vielfältig und wird darüber hinaus auf der individuellen Eben unterschiedlich erfahren. Ohne einen bestimmten stützenden institutionellen Rahmen sind Patenschaften und die damit erwünschen Effekte aber kaum denkbar, denn spontan wird so etwas kaum entstehen.
  • Wichtig wäre also, so die geäußerte Meinung im Plenum, an solchen Rahmenbedingungen zu arbeiten, damit eine gute und notwendige Idee in der allgemeinen und spezifischen Anwendung selbstverständlicher wird. Da das Projekt erst begonnen hat, sollten die Chancen und Möglichkeiten im Mittelpunkt stehen.
  • Projektbegleitend ist noch einmal genauer zu fragen, welcher Nutzen zum einen für die jungen Menschen, die "Patenkinder", zum anderen für die älteren Menschen, die als Patinnen und Paten fungieren, aus Patensystemen erwächst. Wichtig ist auch herauszuarbeiten, welche Strukturen und Mechanismen für derartige Konzepte besonders förderlich sind und wie solche Projekte professionell angegangen werden können.
  • Insgesamt sollte die Rolle der älteren Menschen im Mittelpunkt stehen und der Vorteil, der für diese Gruppe von derartigen Projekten erwächst. Das hat viel mit dem gesellschaftlichen Altenbild zu tun und mit den Chancen und Möglichkeiten von Älteren, auch nach dem aktiven Arbeitsleben weiter an gesellschaftlichen Belangen partizipieren zu können. Die Förderung des Austauschs zwischen den Generationen wird als ein wesentlicher sozialer Mehrwert gesehen. Hier gilt es besonders, kreativ Neuland freizulegen und Bestehendes zu ergänzen.
H.-L. Dienel, S. Nonnen, M. Twardy

Organisatorisches:

  • Die zweite Tagung des Generationenkollegs wird am 5.12.2007 von 10:00 bis 18:00 Uhr in den Räumen des ZDH in Berlin, Mohrenstraße 20/21, stattfinden. In einem kurz gehaltenen ersten Block werden wir dann das Thema der Ausbildungspatenschaften noch einmal aufrufen und über den neusten Stand im Projekt informieren.
  • Die dritte Sitzung des Generationenkollegs wird am 19./20.06.2008 am Hof Wessels in Herten (NRW) stattfinden. Diese Tagung wird sich dann über zwei halbe Tage erstrecken.

Im Rückblick auf für uns besondere Tage und mit nochmaligem Dank an Sie und freundlichen Grüßen

Dr. Frithjof Reul
(für die Arbeitsgruppe, die vorab für alle Nachträge und Ergänzungen aus dem Teilnehmerkreis dankt)


Berlin, den 18. Juni, 2007